Movie Park Germany

Der Movie Park Germany in Bottrop-Kirchhellen am Rande des Ruhrgebiets ist ein Freizeitpark, der in 1996 als „Warner Bros. Movie World“ nach dem gleichnamigen australischen Vorbild gestartet war. Nachdem sich Warner zum Ende des Jahrtausends von allen Freizeitparks getrennt, damals Six Flags Inc. den Park übernommen und in 2004 dann an Palamon Capital Partners verkauft hatte, wurde der Freizeitpark als „Movie Park Germany“ weitergeführt. Wegen des Übergangs von den bisherigen Warner-Brothers-Lizenzen im Zuge des zweiten Verkaufs hin zu Lizenzen von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), 20th Century Fox und Nickelodeon wurden viele Charaktere des Parks ausgetauscht, der Themenschwerpunkt Film blieb jedoch erhalten.
In so einem Themenpark werden auf einer großen Fläche – hier etwa 45 Hektar – diverse Attraktionen und Fahrgeschäfte sowie Gastronomie und Shops geboten, die praktisch alle auch Hintergrundbeschallung mit Musik und Sprache, Eventbeschallung, Alarmierungsbeschallung sowie Steuerfunktionen benötigen. Ausgangspunkt für das im folgenden beschriebene Projekt war die Tatsache, dass das bisherige Parkbeschallungssystem (im Fachjargon Site Sound) in die Jahre gekommen war. Im Laufe der Zeit hatten sich zunehmend Probleme ergeben, weil in jenem System Geräte verbaut waren, die wegen ihres Alters abgekündigt waren, deren Support ausgelaufen war, Ersatzteile/-geräte für sie nicht mehr verfügbar waren, die mithin also bei Ausfall nicht mehr repariert werden konnten. Es stand also eine Erneuerung der betreffenden Systeme an – und es sollte ein großer Wurf werden in Form eines geländeübergreifenden, vernetzten Mediensystems. Das Planungsteam entschied sich für das Q-SYS-System von QSC als Plattform für das neue System, das sowohl die gegenwärtigen, als auch zukünftige Anforderungen an ein parkweites Mediensystem für den Movie Park Germany erfüllen soll.

Im Zuge dieser Entscheidungsfindung für die Frage die Frage “Komponenten der Bestandsanlage modernisieren oder komplett auf ein anderes, moderneres System setzen?” hatte die AV/IT-Fachabteilung des Movie Parks Germany unter der Leitung von Walter Weij­ten auch Kontakt zu Torsten Haack, Direktor EMEA Marine & Theme Parks beim amerikanischen Hersteller QSC. Auf diesem Weg war man auf das QSC Q-SYS-System aufmerksam geworden. Mit diesem System würde man nicht nur ein vernetztes Soundsystem realisieren, sondern sehr viel mehr machen können – bis hin zum Thema Show-Control, das Gegenstand eines späteren Artikels sein wird.
Um den Plan eines parkweiten, vernetzten Mediensystems zu realisieren, setzte man also auf die QSC Q-SYS-Plattform als Basis für die Architektur des Systems.
Für die Planung und Umsetzung holte die AV-Fachabteilung des Movie Parks das Wuppertaler Büro Bentin Projects unter Federführung von Bernhard Blank mit ins Boot. Bentin Projects hatte zuvor bereits mit dem Bau der MPG Studio Tour ihre Erfahrung und Kompetenz im Bereich Themenparks mit eingebracht und die Leistungsfähigkeit des Q-Sys Systems im Movie Park unter Beweis gestellt. Bernhard Blank übernahm daher auch bei diesem Projekt das Systemdesign, die Integration des Gesamtsystems sowie die anschließende Q-SYS-Programmierung.

Site Sound
Das Thema Site Sound betraf zunächst einmal nur die Beschallung im Freien. Die Beschallung der verschiedenen Fahrgeschäfte und Attraktionen war bis dato so beschaffen, dass diese jeweils erst einmal in sich mehr oder weniger abgeschlossene Systeme darstellten, die auch mehr oder weniger autonom funktionieren und wenig Verbindungen nach außen brauchten – mehr als das aber eben auch nicht bieten konnten. An ein parkübergreifendes, integriertes Beschallungskonzept war also zuvor nicht zu denken gewesen.
Das hat natürlich auf der einen Seite damit zu tun, wann das bestehende Site Sound System konzipiert wurde. Der Park öffnete ja in 2005 unter neuem Namen und mit neuen Lizenzen/Umthematisierungen. Das damals bestehende Site Sound System war im Rahmen des Namenswechsels nicht ausgetauscht worden und basierte also weiterhin auf dem Stand von 1996. Damals hatte vielleicht erstens eine parkübergreifende Site Sound Installation noch nicht den heutigen Stellenwert, und zweitens bestanden auch die technischen Möglichkeiten dafür noch nicht in einer Form, dass man eine solche weitreichende Vernetzung wirtschaftlich und komfortabel bedienenbar hätte konzipieren können.

Der Movie Park Germany hat immerhin eine Gesamtfläche von ca. 45 Hektar (450.000m²), wobei die Längsausdehnung des Parks bei über 1.000m liegt und die Breite mehr als 400m beträgt. Angesichts dieser Entfernungen ist es schon verständlich, dass man damals bei der Planung der Bestandsanlage nicht von vornherein eine parkweite Vernetzung in Angriff genommen hatte.

Vernetzte Mediensysteme
Bei der Ideenfindung für ein neues Konzept der Site Sound Beschallungsanlage galt es also zunächst einmal, zu überlegen, ob man es bei der bisherigen Architektur der Außenbeschallung mit einer davon mehr oder weniger unabhängigen elektroakustische Versorgung der Fahrgeschäften Attraktionen belassen und das Ganze „nur“ zu modernisieren, oder aber ein vernetztes Mediensystem aufzubauen, das flexibel genug sein würde, die Anforderungen an den Site Sound, die Beschallung für die Fahrgeschäfte und Attraktionen zu erfüllen und womöglich sogar noch für mehr geeignet zu sein. Für so eine Entscheidung braucht es natürlich nicht nur den Willen, ein bestimmtes gedankliches Konzept umzusetzen, sondern es muss natürlich auch die technischen Möglichkeiten geben, so ein System tatsächlich mit am Markt verfügbaren und erprobten Komponenten aufbauen zu können – denn in einem großen Freizeitpark im Produktivbetrieb Kinderkrankheiten eines neuen Systems auszumerzen, ist normalerweise nicht der Wunsch der Betreiber.

Im Visitor Welcome Center befindet sich auch die Zentrale für parkweite Durchsagen

Frei programmierbare DSP Systeme für die Festinstallation gibt es seit nunmehr ca. 30 Jahren – für die reinen Signalverarbeitungsaufgaben gibt es also bereits diverse Systeme zur Auswahl. Die sehr frühen Systeme waren noch nicht gleich für eine komplexe Vernetzung über größere Distanzen ausgelegt, weil es damals schlicht auch noch an technischen Lösungen für eine digitale Audiovernetzung über größere Distanzen fehlte. Inzwischen ist eine digitale Audiovernetzung natürlich kein Hexenwerk mehr, zumal die Übertragungsbandbreite moderner IT-Netzwerke sich als Lösung für eine vielkanalige Audiovernetzung auch über weite Distanzen geradezu anbietet. Dementsprechend hat es im Laufe der Jahr(zehnt)e eine ganze Reihe von Lösungen für die Audio-Vernetzung über IT-Netzwerk-Infrastrukturen gegeben, von denen viele sich stabil am Markt etabliert haben – Dante, AVR und AES67 sind da nur einige Stichworte von vielen.

Durchsagezentrale im Visitor-Center
Zentrale: Detailansicht mit Atterotech ZIp-4 Sprechstelle

Darüber, dass es heutzutage verschiedene Hard- und Softwarelösungen für einzelne Problemstellungen einer geländeweiten Vernetzung und verteilten Signalverarbeitung gibt, sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass es für den produktiven Betrieb erforderlich ist, zum einen ein solch großes Medien-Netzwerk auch zu verwalten – erstens, was den Content, und zweitens was die Struktur des Netzwerkes bzw. allfällige Änderungen und Erweiterungen betrifft.
Für die Fachabteilung, die, wie im Movie Park Germany, für den zuverlässigen Betrieb eines solchen Systems zuständig ist, muss es also möglichst einfach sein, den Betrieb in den verschiedenen Bereichen zu steuern und zu überwachen – und es sollte auch einfach möglich sein, neue Funktionalitäten an den verschiedensten Orten innerhalb des Netzwerkes bereitzustellen und einzubinden, falls dies für zukünftige Anwendungen erforderlich werden sollte.
Nicht zuletzt steht bei allen Veranstaltungsstätten, und natürlich auch großen Freizeitparks wie dem Movie Park Germany, das Thema Sicherheit an erster Stelle. In Verbindung damit ist es natürlich ebenfalls wichtig, sicherheitsrelevante Durchsagen kontrolliert an den verschiedensten Stellen im Park – in den Fahrgeschäften und Attraktionen ebenso wie in den Geschäften und Restaurationsbetrieben, aber auch draußen auf den Wegen – einsprechen bzw. einspielen zu können.
Natürlich ist es bei einer so enorm großen Installation nicht möglich, alle diese verschiedenen Funktionsbereiche in einem einzigen Roll-Out zu modernisieren, aber für die Konzeption eines neuen, geländeübergreifenden Systems ist es natürlich wichtig, möglichst alle diese Punkte im Vorfeld zumindest zu berücksichtigen, auch wenn Planung und Umsetzung dann später in mehreren Phasen und über einen gewissen Zeitraum hinweg erfolgen.

Aufbaulautsprecher am Visitor Welcome Center

Wenn man dann aber all dies berücksichtigt, stehen doch eine ganze Menge einzelner Anforderungen an die Funktionalität eines solchen Systems auf dem Zettel, so dass die Luft dann doch schon etwas dünner wird, was die Auswahl einer passenden Hard und Softwareplattform angeht. Natürlich gibt es zuhauf DSP-Systeme für die verschiedenen Signalverarbeitungsaufgaben, Vernetzungskonzepte auf der Basis von IT-Netzwerkkomponenten, Möglichkeiten der späteren Erweiterung solcher Systeme und schließlich auch Systemkomponenten für sicherheitsrelevante Aufgaben wie etwa Alarmierungsdurchsagen und Steuerung sicherheitsrelevante Abläufe beispielsweise für die Evakuierung einzelner Attraktionen.
Der springende Punkt ist nicht einmal so sehr die Verfügbarkeit von verschiedenen Systemen, die die einzelnen Funktionalitäten abdecken können – vielmehr steht natürlich für die technische Fachabteilung auch der Wunsch im Vordergrund, so ein System nicht heterogener als nötig werden zu lassen, weil sonst die Gefahr besteht, dass an den Schnittstellen zwischen den einzelnen Teilsystemen dann doch wieder unerwartete und möglicherweise auch schwer lösbare Probleme auftreten. In solchen Situationen kann es auch Supportprobleme seitens der Hersteller geben, weil die Lösung eines Problems ggf. herstellerübergreifende technische Detailkenntnisse auf beiden Seiten der Schnittstelle erfordern kann – eine Voraussetzung, die sich auf Seiten der beteiligten Supportabteilungen der Hersteller nicht in jedem Fall erfüllen lässt, weil ggf. betriebsinterne Informationen der jeweils anderen Systeme nicht zugänglich sind.

Blick auf den Hollywood Boulevard

Auch wenn für die einzelnen Aufgabenbereiche jeweils eigenständige – sagen wir: Insellösungen – zur Verfügung stehen, die es natürlich auch heute schon möglich machen, einen Freizeitpark zu betreiben, ist der nächste Schritt hin zu einem möglichst homogenen, vernetzten Mediensystem gar nicht so leicht zu gehen, weil es nicht viele Systeme gibt, die all die gewünschten Funktionalitäten aus einer Hand bieten können. Auf der anderen Seite war es natürlich naheliegend, ein solches System anzustreben, denn es ist bereits seit vielen Jahren erkennbar, wohin die Reise bei vernetzten Mediensystemen gehen wird: Im Idealfall hat man ein Netzwerk, dessen Infrastruktur man als Anwender eigentlich nicht zu kennen braucht, und das in der Lage ist, Audio-, Video- und Steuerdaten mit der gewünschten Bandbreite zu übertragen, ohne dass irgendwo Engpässe entstehen. Natürlich muss das beim Aufbau und bei Erweiterungen entsprechend geplant werden, für den Betrieb soll es aber so wirken, dass man sich im Produktivbetrieb idealerweise nicht mehr um die Struktur des Netzwerks kümmern muss, solange an den jeweiligen Orten genügend Zugangsmöglichkeiten und generell ausreichend Bandbreite zur Verfügung stehen.
Des weiteren gibt es in jedem Mediensystem Quellen und Senken. Bei einem Beschallungssystem wären das etwa Mikrofone, Audiozuspieler verschiedenster Art sowie als Senken typischerweise Lautsprecher oder vielleicht auch Audiorecorder oder mobile Endgeräte (die vielleicht ein Audiosignal als Stream empfangen). Im Bereich Video braucht man zusätzlich Quellen für Stand- und Bewegtbilder sowie die entsprechenden Ausgabegeräte, typischerweise Projektoren und Displays.

Dezent in Häuserfassaden integrierte Lautsprecher auf dem Hollywood Boulevard


Steuerdaten wiederum sind von der Datenübertragung her typischerweise eher unkritisch, weil die zu übertragende Datenmenge normalerweise viel kleiner ist als Audio oder Video. Man muss hier aber sicherstellen, dass man mit den verschiedenartigen Quellen und Senken auch kommunizieren kann. Typische Steuerschnittstellen angeschlossener Geräte sind beispielsweise Schaltkontakte und die früher verbreitete serielle Schnittstelle (RS-232). Heutzutage ist aber sehr häufig auch eine direkte Steuerung über das Netzwerk (drahtgebundenen und gegebenenfalls auch drahtlos) möglich, typischerweise mittels UDP- (User Datagram Protocol) oder TCP-Protokoll (Transmission Control Protocol). Bei sicherheitsrelevanten Funktionen kommt typischerweise hinzu, dass die an der jeweiligen Funktion beteiligten Systemkomponenten nicht nur ihre jeweilige Aufgabe erfüllen können müssen, sondern dass durch eine entsprechende Überwachung auch sichergestellt sein muss, dass diese Systemkomponenten auch zu jedem Zeitpunkt funktionieren. Falls nicht, muss ein Ausfall einer Komponente oder ein anderer Fehler entsprechend gemeldet und Maßnahmen ergriffen werden, um die Fehlfunktionen abzustellen – in jedem Fall ist aber ein sicherer Betriebszustand zu gewährleisten.
Dies alles ist nun schon einen recht großer Korb, der mit Wünschen und Anforderungen gefüllt ist. Entsprechend war es für das Planungsteam schon etwas schwieriger eine passende Plattform für das neue vernetzte Mediensystem des Movie Parks Germany auszuwählen. Dabei ging es – wie gesagt – nicht unbedingt darum, alle Wünsche an ein zukünftige Funktionalitäten sofort zu erfüllen, sondern darum, die zeitnah gesetzten Ziele umsetzen zu können und sich für zukünftige Ergänzungen und Erweiterungen keine Sackgassen zu bauen. Man muss sich aber vor Augen führen, dass ein Teilsystem im Park normalerweise über den Zeitraum betrieben wird, in der die Investitionen abgeschrieben wird und spätestens bis zu dem Punkt, an dem der zuverlässige Betrieb nicht mehr sichergestellt werden kann, weil Geräte abgekündigt sind und nicht mehr reparier- oder ersetzbar sind. Aber die grundlegende Infrastruktur wird typischerweise nicht mehr angefasst, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass grundlegende Änderungen vorgenommen werden. Vielmehr wird es im Laufe der Jahre dann eher um schrittweise Modernisierungen gehen, um die Leistungsfähigkeit einzelner Systemkomponenten dem jeweiligen technischen Stand anzupassen.

Installation mit QSC-Systemlautsprechern in einem Dunkin’ Donuts Shop. Dank der Vernetzung können die Mitarbeiter der Fachabteilung den Pegel der Hintergrundbeschallung über die Smartphone-Oberfläche nach Bedarf einstellen.
Q-SYS AD-P6T-WH Systemlautsprecher

QSC Q-SYS
QSC bietet mit Q-SYS eine Signalverarbeitungs- und Steuerungs-Plattform an, die das Potenzial bietet, die zuvor genannten Aufgaben, die für die Realisierung eines neuen Mediensystems für den Movie Park Germany anstanden, erfüllen zu können.
Q-SYS ist ein von QSC entwickeltes System, das die Funktionskomponenten eines vernetzten Mediensystems in einer Systemplattform integriert, die via Cloud verwaltbar ist. Im Fall eines Beschallungssystems reicht die Integration von den Audioeingängen und sogar Systemmikrofonen für Alarmierungszwecke über die Audiovernetzung bis hin zu Systemendstufen und Lautsprechersystemen. Da auf diese Weise die Anlagenkomponenten Teil eines integrierten Systems sind, kann Q-SYS nicht nur sehr flexibel konfiguriert werden, sondern bei Bedarf auch für eine durchgehende Funktionsüberwachung der Systemkomponenten sorgen.

Christian Pieper (MPG) verändert Parameter der Beschallungsanlage vor Ort mit seinem iPhone.

Signalverarbeitungsmodule und I/O-Schnittstellenmodule gehören zu den Kernkomponenten eines Q-SYS Systems. Sogenannte Cores stellen u.a. die Rechenleistung für die Signalverarbeitung bereit, die durch Auswahl des/der passenden Cores entsprechend den Anforderungen der Anwendung skalierbar ist.
Die Q-SYS I/O-Komponenten stellen die Schnittstellen zur Außenwelt, wie etwa analoge Ein- und Ausgänge, Schnittstellen zu digitalen Audio- und Netzwerkformaten, Schnittstellen zu den Systemendstufen sowie Schnittstellen zu Audio-Netzwerkformaten, wie etwa Dante, bereit.
Die Q-SYS QIO Netzwerk-Audio-Erweiterungen sowie Cores (Core 8 Flex, Core110f v2) im Peripheral Mode betrieben erlauben es, die physikalischen Ein- bzw. Ausgänge eines räumlich verteilten Systems dort zu platzieren, wo sie benötigt werden.
Die Q-SYS QIO Audio-I/O-Erweiterungen dienen dazu, nicht-netzwerkfähige Audio-Geräte in das Q-SYS System integrieren. Auch sie können räumlich dort platziert werden, wo lokale I/O benötigt wird. Es stehen drei Modelle mit Mic/Line-Anschlüssen zur Auswahl.
Die Einbindung von Dante-fähigen Audiokomponenten erfolgt übrigens nicht mehr über Schnittstellenkarten, sondern ohne Dante-Hardware lizenzbasiert direkt über das Netzwerk.
Die Q-SYS Cores übernehmen im Netzwerk alle Signalverarbeitungs- und Steueraufgaben. Entsprechend den unterschiedlichen Anforderungen, die eine Anwendung an die Signalverarbeitungsleistung und die Anzahl verfügbarer Audiokanäle stellt, gibt es derzeit sechs verschiedene Cores, die sich hinsichtlich Signalverarbeitungsleistung und der Anzahl verwaltbarer Audiokanäle unterscheiden. Das „Einstiegsmodell“ ist der Core Nano, der bis zu 64×64 Audiokanäle verwalten kann. Das leistungsfähigste Modell ist der Core 5200 für maximal 512×512 Audiokanäle. Die max. Anzahl von Dante-Kanälen richtet sich nach der jeweiligen Lizensierung. Bei den kleineren Cores ist eine Lizenz für 8×8 Kanäle vorinstalliert und kann bis 32×32 erweitert werden, die größeren Cores können bis zu 128×128 Dante-Kanäle bzw. 512×512 beim Core 5200.

Racks Hollywood Boulevard, u.a. mit Systemendstufe Q-SYS CX-Q 4k4 (rechts unten)

Im Gegensatz zu Signalverarbeitungskonzepten auf DSP-Basis erbringen die Q-SYS Cores ihre Rechenleistung mit „normalen“ Intel Mehrkern-Prozessoren, die unter Q-SYS- OS, einem speziell entwickelten Echtzeit-Linux laufen. „Echtzeit“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Q-SYS OS maximale Antwortzeiten auf externe Cues bzw. Trigger garantiert, was ggf. bei sicherheitskritischen Anwendungen wichtig sein kann.

Die Entscheidung für eine digitale Audio-Signalverarbeitung auf der Basis von Intel-Prozessoren hat natürlich damit zu tun, dass diese heutzutage eine so hohe Rechenleistung bieten, dass sich der Leistungsvorteil spezieller DSPs spürbar relativiert. Für den Hersteller und letztlich auch die Anwender hat dies den Vorteil, dass man sich von proprietären DSP-Entwicklungen – und schlimmer noch: Abkündigungen – unabhängig machen und auf Standard-Hardware setzen kann.
Letztendlich entspricht dieser Ansatz auch dem Trend, wie bei der eigentlichen Vernetzung „normale“ leistungsfähige IT-Hardware auch für ein spezialisiertes, vernetztes Audio- und Mediensystem zu nutzen, was in der Folge auch einen Preisvorteil bieten kann.

Racks mit QSC-Verstärkern aus dem Bestand im Backstage-Bereich der Magic Show

Endstufen / Systemlautsprecher
Um alle Vorteile auch der Q-SYS Systemüberwachung und komfortablen Bedienung nutzen zu können, werden im Movie Park netzwerkfähige Endstufen (Q-SYS CX-Q Serie) sowie an vielen Stellen auch Q-SYS Systemlautsprecher eingesetzt. Die CX-Q Serie umfasst Modelle mit vier oder acht Kanälen, bietet eine flexible Ausgangsleistungsverteilung mit einer max. Gesamtleistung von bis zu 8000W. Für alle Kanäle sind die Betriebsarten niederohmig, 70V oder 100V wählbar, so dass auch 70/100V-Lautsprecherlinien ohne Übertrager direkt an die Endstufenkanäle anschließbar sind.

Blick auf die Bühne der Wizard-Show (Sherlock Holmes – A Game of Mystery)

Benutzeroberfläche/Systemdesign
Die Konfiguration eines Q-SYS Systems erfolgt mittels der Q-SYS Designer Software einer objektorientierten Programmieroberfläche, wie man sie von frei programmierbaren DSPs kennt. Im Prinzip wird hier das Blockschaltbild des gewünschten Systems aus Signalverarbeitungskomponenten per Drag-and-Drop auf einer grafischen Benutzeroberfläche erstellt. Der Q-SYS Core setzt dann einfach dieses Blockschaltbild in ein Signalverarbeitungssystem mit der entsprechenden Funktionalität um. Die Q-SYS Designs werden in wenigen Sekunden kompiliert und auf die Hardware übertragen. Dadurch können eventuell notwendige Änderungen oder Updates in kürzester Zeit vor Ort erledigt werden. Im Unterschied zu erkömmlichen DSPs hat man bei Q-SYS allerdings Audio und Video und via LUA Skriptsprache auch Steuerung in einem System vereint.

Mitarbeiter des Movie Park AV-Teams (im Bild Walter Weijten) können dank parkweiter W-LANVersorgung mit iPads und iPhones Szenen umschalten und Pegeleinstellungen vornehmen. Die dafür genutzten iOS UCI-Viewer-Apps stehen im App-Store kostenlos zur Verfügung.


Benutzeroberflächen werden auf ähnliche Weise gestaltet. Die Bedienung ist nicht nur über ein angeschlossen PC, sondern auch web-basiert, beispielsweise mit über WLAN angebundenen iPads möglich, deren Benutzeroberfläche ebenfalls über die Q-SYS Design-GUI programmiert wird. Gerade bei einer Weitbereichsvernetzung wie auf dem Gelände des Movie Parks Germany ist eine solche extrem mobile Bedienmöglichkeit natürlich von unschätzbarem Nutzen. Wenn etwas anders eingestellt oder umkonfiguriert werden soll, kann man sich einfach mit dem Tablet vor Ort begeben und alle notwendigen Einstellungen ohne Zeitverzug vornehmen.

Die Showsteuerung der Wizard-Show

Vernetzung
Die digitale Vernetzung der Q-SYS-Komponenten setzt auf einer Gigabit-Ethernet-Infrastruktur auf, was den bereits erwähnten Vorteil eines kostengünstigen Aufbaus der Hardware-Infrastruktur bietet. Q-SYS nutzt mit Q-LAN ein eigenes Layer-3-Protokoll für den Transport von Audiodaten mit einer sehr niedrigen Latenz von nur 3.167ms von jedem Eingang zu jedem Ausgang. Q-LAN muss nicht zwingend genutzt werden. Beispielsweise ist es auch möglich, netzwerkfähige Audiokomponenten, wie etwa vorhandene Endstufen, auch über Dante oder AES67 anzubinden. Dante setzt auf normaler Gigabit-Ethernet-Hardware auf. Bei den aktuellen Cores ist keine separate Dante-Karte mehr nötig, es genügt, eine Lizenz einzuspielen, die die benötigte Anzahl von Dante-Audiokanälen abdeckt.

Gestellschrank StudioTour

Redundanz
In allen Anwendungen, in denen es darum geht, die Sicherheit von Personen zu gewährleisten, steht normalerweise auch das Thema Ausfallsicherheit und Redundanz auf der Anforderungsliste.
Das Q-SYS System unterstützt Redundanz auf mehreren Ebenen:
Netzwerkredundanz wird durch doppelt vorhandene Netzwerkanschlüsse an Core und I/O-Komponenten erreicht. Setzt man ein redundantes Netzwerk mit jeweils separaten Switches und separater – und sinnvollerweise räumlich getrennter – Netzwerk-Verkabelung auf, kann durch die doppelt ausgelegte Verkabelung bei Ausfall eines Netzwerkpfades übergangslos auf den zweiten umgeschaltet werden.
Darüber hinaus ist es möglich, für den jeweils redundant auszulegenden Core einen zweiten, re­dundanten im System zu betreiben, der bei Ausfall des primären Core dessen Funktion übernimmt.

V.l.n.r.: Torsten Haack (Q-SYS), Walter Weijten (MPG), Benedikt Koch (Bentin Projects) Christian Pieper (MPG)

Das neue Konzept für das Mediensystem im Movie Park
Das Q-SYS System hat also das Potenzial, das neue Site Sound Systems auf eine grundlegend leistungsfähigere und weitaus flexiblere Basis zu stellen, was dem Planungsteam in der AV/IT-Abteilung des Movie Parks auch sehr schnell klar wurde. Es würde die Möglichkeit geben, nicht nur den Site-Sound im gesamten Park einheitlich zu verwalten und in weiteren Schritten nicht nur die verschiedenen Fahrgeschäfte mit einzubinden, sondern auch die Lichttechnik im Park, Videoplayer und andere Third-Party-Geräte von Drittanbietern.
Ziel des neuen Konzeptes war, später mit einem bequem transportablen Tablet, also drahtlos, letztlich die gesamte AV Technik im ganzen Park steuern zu können. Dieser Gedanke wurde erfreulicherweise auch von der Geschäftsleitung mitgetragen, die auch das Ziel hatte, den Park moderner und flexibler auszustatten, speziell auch, um zukünftige Pläne für Attraktionen und Fahrgeschäfte schnell und reibungslos umsetzen zu können.
Zum Zeitpunkt des ersten Ortstermins wird das Q-SYS System bereits für den Site Sound und eine Reihe von Fahrgeschäften, Straßenshows und Shops/Gastronomie eingesetzt. Für Special Events kann der erforderliche Sound schnell bereitgestellt werden, entweder durch entsprechende Konfiguration bereits vorhandener Lautsprecher oder schnelles Einbinden mobiler Systeme in das Q-SYS-Netz. Konfiguration und Bedienung erfolgt drahtlos über die bereits erwähnten Tablets.

Im zweiten Teil dieses Berichts in einer der nächsten Ausgaben geht es u.a. auch um Steuerfunktionen des Q-SYS-Systems.