30 Jahre ProLight + Sound

Interview mit Mira Wölfel, Leiterin Brand Management Prolight + Sound
Mira Wölfel ist die Leiterin Brand Management Prolight + Sound bei der Messe Frankfurt, und ich konnte in der Woche vor der Prolight + Sound 2025 mit ihr noch über die Angebote und Highlights der Messe sprechen, die in diesem Jahr ihr 30. Jubiläum feiern kann. Herzlichen Glückwunsch also erst einmal und danke, dass Sie Zeit haben für ein kurzes Gespräch!
Wir sind ja als Publikation auch schon seit der ersten Prolight + Sound in 1995 dabei gewesen. Die Branche sah ja damals noch anders aus – man muss sich ja vergegenwärtigen, dass etwas heute so Selbstverständliches wie das Internet damals noch in den Kinderschuhen steckte und etwas war, dass es vorwiegend an Universitäten gab. Kaum vorstellbar heute. Vom Thema KI gar nicht zu reden. Natürlich hat beides heutzutage in sehr vielen Bereichen der Musik- und Medienproduktion einen tiefgreifenden Einfluss auf die Arbeitsweise in der Branche. Wie bildet sich das in einer Veranstaltung wie der Prolight + Sound ab, die jetzt ihr 30. Jubiläum feiert?
Mira Wölfel:
Ja, vor 30 Jahren war das alles noch anders. Die Messe, die jetzt nächste Woche stattfinden wird, ist viel mehr als die Prolight + Sound von damals, das Themenspektrum ist deutlich umfassender geworden. Eine Messe wie die Prolight + Sound reflektiert ja, was in unserer Branche passiert und was die Branche braucht. Das ist heutzutage nicht mehr nur Musikproduktion und Audio, sondern eben Content-Creation auch zum Beispiel für Theater, Film oder internetbasierte Medien. Und eben nicht nur Audio, sondern auch Video. Deshalb gibt es auch ein umfangreiches Angebot für Medienproduktion und den Kamerabereich. Wir haben natürlich auch ein grosses Angebot für Musikschaffende, aktuell aber eben nicht nur mit Themen wie Musik machen, sondern auch Strategie, Musikproduktion, Marketing und aktuell auch KI. Das sind zum Teil Elemente die neu sind. Natürlich braucht man auch heutzutage zum Beispiel ein Mikrofon, aber eben vielleicht auch eine Kamera, digitale Produktionsmittel, einen eigenen Instagram-Account und eben das Wissen, wie man das alles einsetzen kann, um seine Musik voranzubringen und multimedialen Content anzubieten. Das war natürlich vor 30 Jahren noch anders, einen großen Teil der technischen Seite haben zum Beispiel meistens die Studios abgedeckt.
Dieter Michel:
Ja, das kann man sich heute kaum noch vorstellen, wie zum Beispiel die Arbeitsweise ohne digitale Produktion in-the-Box und ohne Internet war. Das war natürlich auch noch eine völlig andere Musikvermarktung und Arbeitsweise der beteiligten Akteure.
Da hat sich extrem viel geändert. Sie hatten ja gerade schon das Schlüsselthema KI auf den Tisch gebracht. Das ist ja nochmal eine sehr, sehr große Herausforderung, auch für alle, die kreativ tätig sind, und die vielleicht sagen: Jetzt wird sozusagen unsere Kreativität “genutzt”, um KIs zu trainieren, so dass in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft – wer auch immer dann mit KI produzierten Content anbietet – im Grunde die Kreativen gar nicht mehr braucht. Das ist schon eine Herausforderung.

Mira Wölfel:
Ja, eine Herausforderung ist das auf jeden Fall. Ich persönlich denke nicht, das KI in absehbarer Zeit die kreativen Berufe ersetzen wird. Sie wird aber wahrscheinlich den Akteuren bei ihrer Arbeit helfen und deren Arbeit ergänzen – und ihnen vielleicht lästige oder zeitraubende Routineaufgaben abnehmen. Auf diese Weise kann eine Produktion natürlich auf der einen Seite schneller und kostengünstiger über die Bühne gehen, was natürlich für Einzelpersonen und Produktionsfirmen günstig ist, die mit geringem Budget arbeiten müssen und manche Produktionen früher vielleicht gar nicht hätten realisieren können. Auf der anderen Seite sind die beteiligten Personen oft auch gefordert, mehrere Aufgaben selbst zu übernehmen. Da hat man für eine Medienproduktion eventuell nicht mehr eine Person für Kamera, eine für Ton, eine für Licht, eine für Postproduction und eine für die Produktionsleitung. Das müssen evtl. dann eine oder zwei Personen allein machen und sich dann eben auch mit der entsprechenden Technik und den Produktionsmethoden auskennen – und in sehr kleinen Produktionen übernehmen sie evtl. auch Autorenaufgaben.
Aus diesem Grund haben wir eben auch Angebote zum Beispiel für den Bereich Kamera, sowohl was Technik angeht, als auch Vorträge und Workshops in unserem Vortragsprogramm. Heutzutage werden in der Branche ja nicht allein Live-Konzerte veranstaltet, Musik produziert und evtl. Musikvideos und Konzertmittschnitte, sondern es gibt eben auch Content-Produktion für Theater und Film.
Deshalb decken wir auch diese Bereiche ab, und darüber hinaus natürlich auch Licht. Es gibt auf der Prolight + Sound selbstverständlich auch Lautsprecher zu sehen und zu erleben, zum Beispiel in der Live Sound Arena auf dem Freigelände vor der Halle 11, wo man professionelle Beschallungsanlagen unter Live-Bedingungen hören kann. Zum Thema Audio gehört aber auch die Silent Stage in Halle 11.0, die innovative Monitoring-Lösungen praktisch im Live-Einsatz erlebbar macht.

Dieter Michel:
Sie hatten gerade auch schon das Rahmenprogramm angesprochen. Das ist ja wie in den Vorjahren auch schon, dass man nicht nur auf die Messe geht, sich Produkte an den verschiedenen Ständen anschaut und mit den ausstellenden Firmen reden kann, sondern es gibt eben auch das Rahmenprogramm. Wie sieht das in diesem Jahr aus?
Mira Wölfel:
Es gibt natürlich weiterhin die Angebote, die die Messebesucher aus den Vorjahren schon kennen.
So zum Beispiel der erweiterte Knowledge Hub für Wissenstransfer und Weiterbildung. Auf der Main Stage in Hall 11.0 gibt es ein Vortragsprogramm mit nationalen und internationalen Expert*innen unter anderem zu Themen wie der Gestaltung immersiver Erlebnisse, dem Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf den Eventsektor und zu nachhaltigen Veranstaltungskonzepten, die übrigens auch in den Green Sessions des EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren) behandelt werden.
Darüber hinaus gibt es die drei Prolight + Sound Colleges – das ProAudio College in Kooperation mit dem VDT (Verband Deutscher Tonmeister), das Camera College in Kooperation mit dem BVFK (Bundesverband der Fernsehkameraleute) und im Theaterbereich das Theatre College in Kooperation mit dem VPLT (Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik). Neu in diesem Jahr ist das Knowledge Forum im Portalhaus, das am Dienstag und Donnerstag in zweisprachigen Vorträgen Wissen aus der Praxis und neue Ideen thematisiert.
Der Image Creation Hub, den wir in Zusammenarbeit mit dem BVFK realiseren, wird erweitert und bietet unter anderem Hands-on-Workshops, Live-Demonstrationen und Panels zu Themen wie Künstlicher Intelligenz, Nachhaltigkeit und Drohnensystemen. Der Bereich wird auf diese Weise ein Anziehungspunkt für praxisorientiertes Lernen und Networking und spricht zum Beispiel Kameraprofis, Videotechniker*innen und Kreative der Bewegtbildbranche an.
Im Lichtbereich gibt es auch wieder das LightLab in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Dort geht es unter anderem um moderne Lichtquellen, deren Vergleich, Bewertung und Messung, aber auch die Grenzen der LED-Technologie.
Sehr wichtig ist auch in diesem Jahr wieder und immer noch das Thema Fachkräfte und Nachwuchs für die Branche. Deshalb wird auch der Future Hub in Halle 11.0 wieder die zentrale Anlaufstelle für Firmen, Bildungseinrichtungen im Event-Bereich und die zukünftigen Fachkräfte sein. Der Future Hub bietet die Teilbereiche Campus, Career Center, Start-up Area und Networking Lounge.
Zusätzlich findet in diesem Jahr am 11. April zum vierten Mal der Future Talents Day statt, an dem Schülerinnen, Auszubildende und Studentinnen sich in Vorträgen und Workshops über die Karrieremöglichkeiten in der Eventindustrie informieren können. Realisiert wird der Thementag von den Verbänden des Forum Veranstaltungswirtschaft.
Dieter Michel:
Das sind ziemlich umfangreiche Programmangebote. Sie sind ja vorhin schon mal kurz darauf zu sprechen gekommen, weil es ja ein sehr aktuelles Thema ist, nämlich der Bereich Künstliche Intelligenz. Das ist ja eigentlich noch ein relativ neues Thema, weshalb vermutlich der Informationsbedarf auch sehr groß sein dürfte?
Mira Wölfel:
Ja, es gibt auf der Prolight + Sound tatsächlich ein spezielles Angebot zu dem Thema “KI als Gamechanger der Eventbranche” im Rahmen des Themenschwerpunkts “FutureScapes: Erlebniswelten zwischen Immersion und KI”. Da wird es eine Reihe von Programmpunkten geben, die sich mit dem Einfluss künstlicher Intelligenz auf den Eventsektor beschäftigen.
Auf der Main Stage in Halle 11.0 wird es eine Reihe von Keynote-Vorträgen geben. Themen sind unter anderem, wie KI das Kundenerlebnis revolutioniert und Unternehmen eigene KI-Produkte entwickeln können, die Verschmelzung von KI, Game Engines und Mixed Reality mit innovativem Storytelling, der Einfluss moderner Technologien wie KI auf kreative Prozesse, und wie KI-Technologien in Verbindung mit Eventpsychologie gezielt Emotionen ansprechen können.
Dann gibt es noch im Image Creation Hub in der Halle 11.0 ein Expertenpanel, das rechtliche Herausforderungen und Perspektiven rund um KI und Urheberrecht diskutiert.
Im Camera College wird zudem ein Seminar zum Thema Bildgestaltung und KI angeboten.
In einem Talk am Future Talents Day diskutieren Profis und Nachwuchstalente der Branche über Chancen und Herausforderungen von KI und Digitalisierung in der Ausbildung. Darüber hinaus wird in einem Roundtable der Einsatz von KI- und XR-Technologien in der Hochschullehre thematisiert.
Dieter Michel:
Gibt es sonst noch etwas zum Rahmenprogamm der Prolight + Sound zu sagen?

Mira Wölfel:
Ja es gibt noch mehr und ebenfalls neu: MusicOneX. Das ist eine Weiterentwicklung des Performance + Production Hub in Zusammenarbeit mit dem Sample Music Festival. Bei der Plattform MusicOneX geht es um die Verbindung von Musik, Technologie und Kreativität, z.B. mit Kursen des SAE Institute sowie dem Production Island mit eigenem Pop-up Studio. Da wird erlebbar, wie Musiktechnologie verschiedene Bereiche der Event- und Entertainmentindustrie beeinflusst.
Auch neu ist das MixLab. Das ist eine interaktive Special Area, die die Bereiche Live Sound und Studio anspricht. Auch hier gibt es praxisnahe Workshops, interaktive Demos und die Möglichkeit die aktuelle Mischpulttechnologien auszutesten.
Mit der ‚MIXCON x BVD present DJ- & Producer Conference’ entsteht in Kooperation mit MIXCON Germany und dem Berufsverband Discjockey e.V. (BVD) ein Hotspot für die DJ- und Musikszene, der die wichtigsten Player der Branche zusammenbringt. Im Mittelpunkt stehen Networking, Austausch, Business und aktuelle Trends.
Übrigens endet das Erlebnis natürlich nicht um 18 Uhr auf dem Messegelände. Mit den PLS Community Nights lädt die Prolight + Sound die gesamte Branche, Aussteller und Besucher*innen zu drei Networking-Abenden in exklusiven Frankfurter Locations ein.
Dieter Michel:
Das ist wirklich ein extrem umfangreiches Programm. Ich bin sehr gespannt, was wir in der nächsten Woche erleben werden. Nochmals danke für das Gespräch und gutes Gelingen für die Jubiläumsausgabe der Prolight + Sound!
Mira Wölfel:
Vielen Dank auch von mir!
Gefällt dir der Artikel?
Dann teile ihn mit deinen Freunden.
Benutze dafür unsere Links:
Kommentar verfassen